Wenn die Leute hören, was ich beruflich mache, sind sie entweder fasziniert oder irritiert. Schriftstellerin. Das gleiche Ergebnis bekommt man übrigens, wenn man sagt, man sei Prinzessin. Oder Astronautin. Habe ich ausprobiert. Besonders interessant: Königliche Sternenwarten-Astronautin.
Aber mal ehrlich, von irgendwoher müssen Bücher ja kommen. Da braucht man gar nicht so verwundert sein, dass es uns, also die Autoren, wirklich gibt.
Besondere schön ist auch die spontane Assoziation meines Gegenübers mit einem freien Leben. Oft kommen in diesen Vorstellungen Hängematten, bunte Drinks und palmenwedelnde, halbnackte Kerle vor. Das reale Leben sieht natürlich ein klein wenig anders aus. Ich habe nämlich gar keine Hängematte. Da könnte ich auch nicht ohne schwerwiegende Schäden im Nackenbereich drin schreiben. (Zu den bunten Drinks und spärlich bekleidete Männer, die mir Luft zufächeln, sag ich jetzt mal nichts.)
Ich schreibe also Bücher, meistens zwei bis drei im Jahr.
Schreiben besteht bei mir zu 20 % aus Spaß,
20 % aus Tränen,
20 % aus Haareraufen und
50 % aus harter Arbeit.
Das sind insgesamt also 110 %, was ziemlich viel ist und am Ende eines Buches sinke ich ermattet über meiner Tastatur zusammen und schwöre mir: Nie wieder!
Um dann zwei Tage später mit dem nächsten Schreibprojekt zu beginnen. Ich bin offenbar süchtig. Was daran liegt, dass die Welt voller Ideen ist. Früher dachte ich, jeder Mensch würde sich Geschichten ausdenken. Zum Beispiel im Matheunterricht, denn was um alles in der Welt sollte man dort sonst tun?
Erst viel später habe ich verstanden, dass es vielleicht doch nicht ganz so normal ist, dass man ständig Geschichten erzählen möchte. Dabei besteht die Welt um uns herum nur aus zündenden Funken. Mein Roman „Wer mich nicht mag, hat keinen Geschmack“ (Juni 2020, Bastei Lübbe, Neuauflage von „Drei Männer, Küche, Bad“) entstand, weil sich eine Freundin über ihre männlichen Mitbewohner beschwert hat, die ständig ihre unangenehm riechenden Füße auf den Esstisch legten und ihr ihren Erdbeerjoghurt direkt aus dem Kühlschrank heraus weggegessen haben. Daraus ist dann Maries Geschichte entstanden. Die Welt ist nun mal voller zündender Funken.