Im Herzen der Nacht

Er glaubte, nie wieder etwas empfinden zu können, bis er ihr begegnete … 

Venia ist eine Seelenleserin. Sie bannt den Schmerz der Menschen mit schrillen Farben auf Leinwand und hat sich in der Kunstszene einen Namen gemacht. Was sie tut, weckt allerdings auch das Interesse der Dämonen, und bald darauf bekommt sie von einem der mächtigsten Besuch.

Der Engel Samuel verbirgt seine Flügel vor den Menschen, denn er hat den Himmel verlassen. Müde von seinem langen Leben hat er sich zurückgezogen und muss trotzdem zu einem letzten Auftrag aufbrechen. Denn die Geschicke der Welt stehen auf dem Spiel und Venia ist der Schlüssel für alles. Doch im Kampf gegen das Böse muss Sam feststellen, dass auch er vor menschlichen Gefühlen nicht gefeit ist.

★ Magisch, spannend und romantisch – über die Macht der Liebe, eine dunkle Vergangenheit und den Sieg des Lichts. ★

Neuauflage des 2015 bei dotbooks erschienenen Romans.

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Leseprobe des Engel-Romans

Als sie den ersten Strich mit der blutroten Farbe auf der weißen Leinwand machte, fing es an zu regnen. Sam stand reglos da. Er spürte die kalten Tropfen nicht, die ihm übers Gesicht liefen. Er rührte sich nicht, stand unbewegt mit dem Rücken gegen die Ziegelmauer gelehnt und beobachtete sie. Sonderbarerweise wusste er genau, was sie tat. Sie malte Gefühle. Allerdings nicht in Rosa mit Herzchen drauf. Das hier waren die Emotionen, die sorgsam zertrampelt am untersten Grund der Seele vor sich hin moderten.

Trauer, Verlust, Schmerz. Und Schuld. Eine ganze Containerladung Schuld. Sie malte immer weiter, bannte das alles auf die Leinwand. Sie gab dem Leiden einen Ort der Existenz außerhalb der Seele dieses armen Teufels, der hier irgendwo sein musste. Die rote Farbe füllte die noch verbliebenen weißen Flächen auf, gewann durch das Übereinandermalen vieler Schichten an Tiefe. Der Regen hatte zugenommen und lief ihm jetzt in Strömen übers Gesicht. Sein Puls beschleunigte sich. Verdammt.

Er spürte sehr deutlich, wie die Abriegelung seiner Seele sich in Luft auflöste. Das war seins. Was er dort sah, war seine Schuld. Diese verdammte Farbe auf dieser Leinwand war sein Schmerz. Er war unfähig, etwas zu fühlen, unfähig, irgendetwas zu tun. Entfernt registrierte er das Zittern, das durch seinen Körper lief. Haltsuchend drückte er sich fester mit dem Rücken gegen die Ziegelmauer. Der Versuch, sich wieder zu sammeln, hatte durchaus etwas Verzweifeltes.

Die gesamte Leinwand war voller Farbe, aber Venias Hände hörten nicht auf zu malen. Unachtsam ließ sie die Reste der roten Farbe auf den Boden fallen, griff nach einer bereits geöffneten Farbdose und begann mit den Fingern, tiefe Furchen in Schwarz durch das Bild zu ziehen. Wie zum Teufel konnte sie das wissen? Wie konnte sie wissen, wie es in seiner Seele aussah?

Als sie offensichtlich erschöpft einen Schritt zurücktrat, hatte sein Atem sich wieder beruhigt. Und nicht nur das. Denn während er auf diese Leinwand starrte, fühlte er sich verbunden. Es war nur ein ganz kleiner Moment. Aber für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er sich verstanden.

Sein Herz schlug in einem beständigen Takt, und plötzlich spürte er seine Flügel, die fest von innen gegen sein Shirt drückten. Seine Engelsflügel, die ihn immer noch begleiteten. Zeichen seiner Herkunft. Im nächsten Moment fuhr sie herum, ein Schock, der ihn schlagartig zurück in die Realität katapultierte. Sie war nicht nur eine mächtige Hexe, sie war eine Seelenleserin. Mit einem Ruck riss er seine Barrieren wieder hoch.

 

 

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