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Vincent Antrag Eli

 

Aus: »Verliebt, verlobt … Verhext!«

Er dreht den Kopf und sieht mich an. Irgendetwas ist dort in seinen Augen, das ich nicht so recht deuten kann. »Warte hier«, murmelt er und kommt geschmeidig auf die Beine.
Ich warte. Und warte. Und warte. Nachdem ich, wie ich finde, genug gewartet habe, stehe ich auf und folge Vince ins Haus. Er steht mitten im Wohnzimmer und hält etwas in der Hand.
»Du solltest warten!«, sagt er streng.
»Bis nächstes Jahr? Davon war nicht die Rede.«
Vince sagt gar nichts, sondern guckt nur. Er guckt verwirrt. Irritiert. Angestrengt.
»Was?«, frage ich alarmiert.
»Bleib da stehen, ich muss nachdenken!«, befiehlt er mir. Seufzend bleibe ich stehen. Manchmal tue ich ja, was er sagt.
»Eli!« Er macht einen Schritt nach vorne. »Ich …«, setzt er an und verstummt wieder.
»Akute Wortfindungsstörung?«, erkundige ich mich freundlich, woraufhin er lacht. Sein Lachen, das nur für mich reserviert ist.
»Ich war mit Nicolas unterwegs, die Ringe für seine Hochzeit kaufen«, sagt er dann endlich. Ich nicke. Die Shopping-Tour hat beide Kerle so fertig gemacht, dass Vince danach sieben Stunden im Wald war und mein Vampirfreund sich erstzu erholen begann, nachdem er die komplette dritte Staffel von ›The Big Bang Theory‹ gesehen hatte.
»Ich habe da etwas gefunden.« Er sieht jetzt sehr nervös aus. »Du wirst es kitschig und blöd finden. Es ist nicht dein Stil.«
»Zeigen!«, befehle ich. Kann ich ja jetzt noch nicht beurteilen. Solange es nicht rosa ist. Oder Hello Kitty vorne drauf ist. Oh, und T-Shirts mit Mottosprüchen gehen auch nicht. Einen neuen Laptop könnte ich allerdings gebrauchen. Vielleicht einen mit einem angebissenen Apfel auf der Klappe?
Die Schachtel, die im nächsten Moment in Vincents Hand auftaucht, ist dafür allerdings zu klein. Noch nicht einmal ein echter angebissener Apfel würde da rein passen.
»Für dich«, sagt Vincent und hält mir das Kästchen entgegen.
Vorsichtig nehme ich es ihm aus der Hand. Sollte er etwa … Er ist ungefähr so romantisch wie eine Straßenlaterne. Ich allerdings auch, deswegen führt das zu keinem Beziehungsproblem.
Ich klappe das kleine, in rotem Samt eingeschlagene Kästchen auf, und ja, er hat. Der Ring ist aus Silber und schmal. Direkt in der Mitte prangt ein Stein. Ein echter Stein, in dem es glitzert und der etwas ganz leicht Magisches ausstrahlt. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas so Wunderschönes besessen. (Außer vielleicht meine mintgrünen Chucks, aber die habe ich verloren.)
»Für mich?«, frage ich, durchaus dämlich, aber offenbar benehmen wir uns beide gerade so, als wären wir die romantischsten Wesen im Hegewald.
Er nickt. »Sag was«, befiehlt er dann mit dunkler Stimme.
Als ich nichts sage, nimmt er mir das Kästchen aus der Hand und steckt mir den Ring an den linken Ringfinger. Er passt wie angegossen. »Ich habe ihn gesehen und beschlossen, ihn dir zu kaufen. Ein Antrag ohne Ring ist ziemlich sinnlos.«
Fassungslos blicke ich auf.
»Du bist mir zuvorgekommen. Eigentlich hatte ich diesen Plan schon vor unserem Hauskauf gefasst. Also halte dich fest, atme tief durch und genieße das Schauspiel.«
Ich nicke schwach. Mir ist wirr im Kopf, aber warm ums Herz.
Vincent sinkt auf das linke Knie, schüttelt sich mit einer energischen Bewegung die schwarzen Haare aus dem Gesicht und fragt: »Elionore. Möchtest du meine Frau werden? Mit Standesamt, aber ohne Party? Noch mal stehe ich das nicht durch.«
»Ja«, antworte ich, wie aus meiner Beretta geschossen.
Ja, verdammt. Ich will diesen Mann heiraten. Gerne auch ein zweites Mal.

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