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Leseprobe „Schokoladensommer“

Das Glück schmeckt nach Äpfeln und Schokolade

Lotta hasst Veränderungen. Blöd nur, dass das Leben darauf keine Rücksicht nimmt. Als ihre Oma stirbt, ist sie plötzlich Hausbesitzerin. Auf dem Land. Gemeinsam mit ihrer ungeliebten Schwester. Von nun an kämpft Lotta mit Kühen im Garten, mit den Dorfbewohnern und mit Handwerkern, die gern mal die falsche Wand einreißen. Und dann ist da auch noch der geheimnisvolle Graf im Nachbarhaus, der ihre Gefühle ganz schön durcheinanderbringt …

 

Kristina Valentin im Gespräch

Wenn es nach Lotta ginge, sollte ihr Leben so bleiben, wie es ist. Doch als ihre Oma stirbt, ändert sich schlagartig alles …

Oh ja. Lotta erbt zusammen mit ihrer Schwester Lea das Haus der Oma, mit dem sie viele Kindheitserinnerungen verbindet. Lotta trauert, muss einen Umzug organisieren und sich mit ihrer Schwester arrangieren. Keine leichten Aufgaben, denn Lea ist grundsätzlich dagegen, kommt immer zu spät und kümmert sich um nichts. Und das gemütliche Häuschen hat einen zarten Renovierungsstau von einigen Jahrzehnten. Am Anfang des Romans ahnt Lotta noch gar nicht, wie viel Aufregung da wirklich auf sie zukommt – denn in all dem Chaos begegnet sie auch noch einem Grafen, der gar keiner ist …

Was mögen Sie an Lotta am liebsten?

Ihren Mut. Mir gefallen mutige Protagonisten. Jetzt könnte man glauben, das läge ja in meiner Hand, aber das stimmt nicht. Manche Figuren weigern sich einfach, ihren Job in der Geschichte zu erfüllen. Da guckt man dann als Autorin recht blöd aus der Wäsche und muss sich etwas einfallen lassen. Bei Lotta war das zum Glück nicht so.

Wo und wie schreiben Sie?

Ich brauche zwei Dinge zum Schreiben: Ruhe und Kaffee. Beides finde ich in meinem Büro. Manchmal allerdings schnappe ich mir meinen Laptop, gehe in ein Café und fahnde dort nach Inspiration. (Sollten Sie mal eine blonde Frau mit verzweifelter Miene vor einem Laptop sitzen sehen: Das könnte ich sein. Bitte sprechen Sie mich an, vielleicht bringen Sie mir den gesuchten Funken der Inspiration!)

 

 

 

 

 

Leseprobe

Schokoladensommer

Kapitel 1

 

»Oma ist tot!«
»Hm?«, nuschle ich in mein Handy und sitze im nächsten Moment kerzengerade im Bett. Verwirrt blinzle ich in das gedämpfte Licht meiner Nachttischlampe. Es ist drei Uhr. Nachts.
»Mama. Ich habe doch letzte Woche noch mit ihr Schnitzel gegessen.« Was für ein Gedanke. Meine Oma kann nicht sterben. So etwas tun nur andere Omas.
»Nun ist sie tot«, sagt meine Mutter mit tränenerstickter Stimme und schnaubt dann so beherzt ihre Nase, dass ich fast einen Hörsturz erleide. Der Schmerz in meinem Gehörgang fegt allerdings den letzten Rest von schläfriger Verwirrtheit weg.
»Was ist passiert?«, unterbreche ich das Schluchzen meiner Mutter unsanft, aber sie antwortet nicht, sondern weint vorerst nur weiter.Es ist natürlich ausgeschlossen, dass auch ich mich jetzt heulend um mein Handy krümme. Das tut ja schließlich meine Mutter schon.
Wir haben da bei den Frauen der Familie Ellenberg eine klare Aufgabenteilung. Meine Mama weint, meine kleine Schwester ist dagegen, und ich nehme die Dinge in die Hand. Aus diesem Grund bekommt meine Stimme plötzlich wieder, trotz der nachtschlafenden Zeit, diesen sehr geschäftigen Ton. Absolut unpassend, falls meine Oma wirklich tot sein sollte.
Aber wenn jemand stirbt, gibt es sicherlich sehr viele Dinge in die Hand zu nehmen. Nicht, dass ich davon viel Ahnung hätte. Mein Vater galt zwar offiziell als tot, war aber, nachdem er auf der kalten Ostsee beim Krabbenfischen über Bord gegangen war, nicht mehr aufzufinden
»Jetzt beruhige dich, Mama! Woher weißt du, dass Oma gestorben ist?« Vielleicht ist das ja auch alles nur ein Irrtum? Meine Mutter wohnt schließlich in Thailand, also Tausende von Kilometern entfernt. Vielleicht hat sie es nur geträumt. Sie neigt nämlich zu seltsamen Träumen und Visionen, die nicht immer mit der Realität im Einklang stehen.
Einmal, da waren wir noch sehr klein, scheuchte sie uns des Nächtens aus dem Bett, weil sie im Traum die Vision hatte, innerhalb der nächsten zwei Stunden würde die Welt untergehen. War natürlich nichts, aber wir haben die ganze Nacht am Küchentisch gesessen, Kekse gegessen und der Dinge geharrt, die kommen würden. Als unser Vater allerdings von der tosenden Ostsee verschluckt wurde, hat sie selig geschlummert.
Insofern erscheint jetzt ein kleiner Hoffnungsschimmer am dunklen Horizont meines Schlafzimmers. Alles ein Irrtum. Meine Mutter ist wieder komisch. So wird es sein. Oma Elsa schläft friedlich in ihrer Blümchenbettwäsche.
»Ihr Hausarzt hat mich angerufen.«
Okay, das klingt jetzt nicht nach Vision, das klingt nach knallharter Realität. Mir wird augenblicklich eiskalt.
»Und den wiederum hat Hildegard, die Nachbarin, angerufen. Oma hat sich wohl gestern Nachmittag in ihre Hollywoodschaukel gelegt, und Hildegard hat dann am Abend in den Garten geschaut und da lag sie immer noch dort. Weil sie nämlich einfach gestorben ist. In ihrer Hollywoodschaukel. Unter dem Sternenhimmel. In ihrem Garten, den sie so geliebt hat.« Meine Mutter weint jetzt so sehr, dass ich die letzten Worte nicht mehr richtig verstehe. Ich bastle mir den Inhalt mehr oder weniger zusammen. Meine Oma ist gestorben, in ihrer Hollywoodschaukel, in der sie vor sich hin schaukelnd die Sommer verbracht hat.
Eine Weile schweigen wir. Also ich schweige und starre aus dem Fenster in die dunkle Nacht, und meine Mutter weint.
»Mama, buch dir einen Flug. So schnell wie möglich. Oder soll ich das für dich machen?«, frage ich nüchtern und lenke mich damit von dem plötzlichen Schmerz in meiner Brust ab.
»Oleang-Do macht das für mich.« Der kleine Mann mit dem großen Herz, mit dem meine Mutter in Thailand eine Pension betreibt. Also er betreibt sie und achtet darauf, dass meine Mutter kein Chaos auslöst, und meine Mutter sorgt für das gute Qi und die spirituelle Betreuung der Gäste.
»Ich, äh, kümmere mich um alles Weitere. Es muss ja eine Beerdigung geben und so …«
»Danke, Schatz! Ich melde mich, sobald ich weiß, wann ich in Hamburg lande.« In ihren Worten schwingt unverhohlene Erleichterung mit. Erleichterung, dass ihre tatkräftige Tochter Charlotta Ellenberg sich schon um alles kümmern wird.
Ich will schon auflegen, da fällt mir noch etwas ein. »Mama?«, rufe ich in das Handy.
»Was?«, antwortet sie.
»Kannst du bitte Lea anrufen?«, frage ich hoffnungsvoll. Meine Mutter schweigt ein paar Sekunden. Dann sagt sie schlicht »Nein, Schatz. Das schaffe ich nicht«, und legt auf. Für einen Moment starre ich die Zimmerdecke an. Dann lasse ich, die tatkräftige Charlotta Ellenberg, mich rücklings auf das Bett fallen und fange endlich an zu weinen.

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