Über das Schreiben

Der Versuch die Frage zu beantworten: Wie schreibe ich einen Roman?

Schließlich werde ich immer wieder danach gefragt. Mittlerweile bin ich soweit zu glauben, dass ich das nach fast zwanzig veröffentlichten Romanen doch wirklich wissen sollte. Also bin ich in mich gegangen und habe intensiv in meinem Hirn gewühlt, um nun Ergebnisse zu vermelden.

Was man benötigt, um einen Roman zu schreiben:

  •  Man braucht eine Idee. Zumindest ist das enorm hilfreich. Vielleicht geht es aber auch ohne. Sicher bin ich mir da wirklich nicht.
  • Dann braucht man Figuren. Mindestens zwei davon sollten in der Lage sein, sich ineinander zu verlieben. Gutes Aussehen, gerade bei der Figur mit dem Testosteron, schadet definitiv nicht. Die weibliche Figur bekommt viel Kaffee und wenig Schlaf, was zu einer gewissen Grundaggression führt, die sehr hilfreich für den nächsten Punkt ist.
  •  Und dann müssen Dinge passieren, die alles sehr kompliziert mache, damit am Ende alles gut werden kann. (Über das Schreiben von Büchern ohne Happy-End kann ich leider gar nichts sagen. Ich glaube, das Lesen und Schreiben von solcher literarischer Kost, könnte bei mir zu depressiver Verstimmung führen, deswegen lasse ich das lieber.)

Klingt doch eigentlich ganz einfach. In der Praxis wird der Verlagsvertrag unterzeichnet, in dem auch der Abgabetermin steht, und dann bricht der Wahnsinn aus.

Erst nur in meinem Kopf, nach kurzer Zeit auch in meinem Manuskript und nach spätestens drei Wochen finden mich alle Menschen, mit denen ich zusammen lebe, seltsam und komisch. Was daran liegt, dass meine Figuren rasend schnell, also knapp nachdem sie einen klitzekleinen Lebenslauf samt Namen bekommen haben, ein Eigenleben entwickeln und weil sich in der Geschichte plötzlich unlösbare Verwicklungen ergeben, die in einer Katastrophe enden werden. Zumindest glaube ich das im Anfangsstadium eines Romans IMMER, was mich sehr unleidlich werden lässt. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass es eine Regel ist. Die Einzige beim Schreiben.

Ich weiß nur, dass meine Protagonisten sich irgendwann küssen sollen. Der Weg dorthin scheint sich meinem Einflussvermögen zu entziehen. Mir bleibt nichts übrig, als meinen Figuren zu vertrauen. Denn im Gegensatz zu mir, wissen sie offenbar, was zu tun ist.